Multicity Carsharing Test: Eindrücke nach der ersten Fahrt

Am 30. August 2012 ist Citroën mit Multicity Carsharing in Berlin gestartet. Dem ersten völlig elektrische Carsharing-Programm in Deutschland. Wir haben die wichtigsten Eindrücke nach unserer ersten Fahrt in diesem Erfahrungsbericht zusammengefasst. Andere wichtige Informationen zu den Tarifen oder dem Geschäftsgebiet von Multicity Carsharing findet ihr in diesem separaten Artikel.

Multicity Carsharing Anmeldung

Nachdem wir auf der offiziellen Internetseite die Registrierung abgeschickt haben, mussten wir uns persönlich in eine der Registrierungsstellen begeben, um die Anmeldung abzuschließen. Wir haben uns für ein Citroën-Autohaus entschieden. Nach den Formalitäten und dem Vorzeigen von Führerschein, Personalausweis und Kreditkarte haben wir bereits im Autohaus die Begrüßungs-Email auf dem Smartphone erhalten. Zudem wurde uns ein kleines Begrüßungspaket und natürlich die Mitgliedskarte ausgehändigt. Diese benötigt man später, um Fahrzeuge zu öffnen und zu schließen.

Fahrzeuge finden

Da bisher keine Applikation für Android-Telefone zur Verfügung steht, mussten wir uns ein Fahrzeug auf der Internetseite von Multicity Carsharing suchen und reservieren. Wie auch mit der bereits verfügbaren Smartphone-App für das iPhone ist es so möglich, sich ein freies Fahrzeug für 15 Minuten zu reservieren. Die Android-App folgt übrigens in Kürze.

Kabel entfernen und losfahren

Multicity Sensor © carsharing-news.de
Multicity Sensor © carsharing-news.de

Das von uns ausgewählte Fahrzeug stand an einer der RWE-Ladestationen, die im Geschäftsgebiet verteilt sind. Nachdem die Mitgliedskarte über den Sensor unter der Windschutzscheibe gezogen und das Fahrzeug dadurch geöffnet wurde, musste natürlich erst mal das Ladekabel abgesteckt werden. Dazu muss man einfach die Stecker an beiden Enden entfernen und das Kabel im Kofferraum verstauen. Schon kann die Fahrt losgehen.

Das Fahrgefühl

Multicity Fahrzeug © carsharing-news.de
Multicity Fahrzeug © carsharing-news.de

Nachdem der Zündschlüssel umgedreht und der Motor gestartet ist, fällt eins sofort auf: Es ist nichts zu hören. Alle Fahrzeuge werden zu 100% elektronisch angetrieben und verfügen über eine stufenlose Automatik. Das Fahrgefühl ist sehr angenehm und ruhig. Das fehlende Motorengeräusch haben wir nicht vermisst, ganz im Gegenteil. Wendig und flink meistern wir den Berliner Stadtverkehr. Wenn man das Gaspedal durchtritt (sollte man um Energie zu sparen natürlich eigentlich nicht machen), ist nur ein leises surren zu hören. Die Beschleunigung erfolgt zügig und direkt. Man merkt: Dieses Auto ist für die Stadt entwickelt worden.

Aber nicht nur für die Fahrzeuginsassen ist das fast lautlose Fahrzeug erst einmal ungewohnt. Wir hatten das Gefühl, dass Radfahrer und Fußgänger das nur leise surrende Auto manchmal überhört haben. Vor allem bei langsamen Geschwindigkeiten wird man nicht so schnell bemerkt, wie in einem Auto mit Verbrennungsmotor. Deshalb muss man wie immer vorausschauend und vorsichtig fahren.

Zusammengefasst macht das Fahren mit einem Elektroauto Spaß und ist sehr einfach.

Das Fahrzeug

Multicity Kofferraum © carsharing-news.de
Multicity Kofferraum © carsharing-news.de

Vorerst kommen 100 C-Zero vom französischen Autobauer Citroën zum Einsatz, später ist eine Aufstockung auf 500 Fahrzeuge geplant. Das Design der Fahrzeuge wirkt freundlich und modern, die Ausstattung (elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Radio) ist angemessen. Das Cockpit wirkt übersichtlich und man findet sich schnell zurecht. Überraschungen bei der Bedienung gab es keine. Insgesamt finden vier Personen im Fahrzeug Platz. Der Kofferraum fällt aufgrund des Akkus etwas kleiner aus, ist aber für einen großen Einkauf trotzdem geeignet. Die Rückbänke lassen sich bei Bedarf umklappen. Die Reichweite der Fahrzeuge liegt bei ca. 130 Kilometern und dürfte somit für die meisten Carsharing-Fahrten völlig ausreichend sein.

Fahrt beenden

Multicity Ladestation © carsharing-news.de
Multicity Ladestation © carsharing-news.de

Das Fahrzeug kann man überall im Geschäftsgebiet oder an einer freien Ladestation abstellen. Um das Fahrzeug zu laden, stellt man es an einer Ladesäule ab und verbindet das Ladekabel mit dem Fahrzeug und der Säule. Der Ladevorgang startet und beendet sich automatisch. Die Buchung kann ganz normal beendet und das Fahrzeug mit der Mitgliedskarte verriegelt werden.

Unser Fazit

Die erste Fahrt verlief völlig problemlos. Das Fahren mit einem Elektroauto macht Spaß und ist einfach. Die Reichweitenbeschränkung durch das ausschließliche Einsetzen von Elektrofahrzeugen dürfte bei den meisten Fahrten keine Rolle spielen. Mit einer Mitgliedschaft bei Multicity Carsharing kann man übrigens alle Fahrzeuge von Flinkster ohne eine zusätzliche Anmeldung nutzen, was sehr praktisch ist.

Das Preismodell kann beim Fahren und bei der Parkplatzsuche zum Hetzen verleiten. Die Abrechnung erfolgt nämlich im 10-Minuten-Takt. Wenn man das Fahrzeug zum Beispiel für 22 Minuten nutzt, zahlt man denselben Preis wie für eine Fahrt mit der Dauer von 30 Minuten. Im Starter-Tarif kosten 10 Minuten 2,50 Euro.

Da der Strom der Fahrzeuge aus 100% regenerativer Energie stammt, ist Multicity Carsharing trotzdem eine umweltfreundliche Ergänzung und Alternative zu den bereits bestehenden Anbietern. Wir wünschen uns, dass in Zukunft mehr Anbieter auf elektrisch betriebene Fahrzeuge setzen, denn das macht die Stadt ruhiger und hilft die Umwelt zu entlasten.

Aktualisierung vom April 2013

Inzwischen hat man bei Multicity auf den größten Kritikpunkt reagiert. Die 10-Minuten-Staffelung wurde abgeschafft. Jetzt erfolgt eine Abrechnung von 28 Cent pro Minute. Zudem wurde der Fuhrpark auf 350 Fahrzeuge erweitert.

10 Gedanken zu „Multicity Carsharing Test: Eindrücke nach der ersten Fahrt“

  1. Also ich finde es schon blöd, dass es keine minutengenaue Abrechnung gibt.
    Zumal würde mich interessieren, ob die Buchung losgeht, wenn man bereits das Auto geöffnet hat oder wenn man den Motor startet.

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  2. Also, ich finde Multicity Carsharing ziemlich schlecht realisiert. Ich habe auch schon car2go von Daimler benutzt und da hatte ich nie Probleme. Bei Multicity hatte ich teilweise sehr komische Abrechnungszeiträume, die für mich nicht nachvollziehbar sind. Beispiel 1: Ein mal das Auto auf- und zuschließen wird in meinem Konto als 8 Minuten abgerechnet, obwohl es höchstens eine Minute war. Beispiel 2: Auto um 22:53 auf der Webseite reserviert, dann erst mal 10 Minuten gebraucht bis ich beim Auto war, d.h. so gegen 23:03 losgefahren. Später hab ich mir mein Konto wieder angeschaut – Anfang vom Abrechnungszeitraum war 22:53, obwohl das 23:03 hätte sein müssen, da das Reservieren ja nichts kostet. Zusätzlich ist es ein paar mal passiert, dass das Auto erst nach 2 Minuten aufgeht und man sich schon gedacht hat, dass es Reserviert sein muss. Fast hätte ich es in diesen Fällen unverschlossen gelassen. Also alles in allem mache ich mir schon sorgen und würde den Vertrag sogar kündigen, auch wenn es nichts kostet wenn man den Dienst nicht benutzt.

    Antworten
    • Hallo Viktor,

      soweit ich das weiß sieht es wie folgt aus:

      Zu Beispiel 1: Sobald du das Fahrzeug mit deiner Karte öffnest, werden dir direkt 10 Minuten berechnet. Auch wenn du es nach wenigen Sekunden wieder verschließt. Das liegt an dem 10-Minuten-Takt.

      Zu Beispiel 2: Der Buchungszeitraum auf der Abrechnung zeigt den Zeitraum an, ab dem du das Fahrzeug reserviert hast. Die Berechnung geht aber wohl erst los, sobald du das Fahrzeug öffnest.

      Ich hoffe ich konnte dir helfen. Ansonsten einfach mal bei Multicity anrufen, die helfen dir bestimmt auch gerne weiter. Alle Angaben ohne Gewähr 😉

      Schöne Grüße

      Nick

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  3. Hallo,

    ich finde die Idee von Carsharing und Eektroautos prinzipiell auch gut. Aber bitte haltet Euch an die Fakten: im Artikel steht „aus 100% regenerativer Energie“. Das ist eine ebensounseriöse wie falsche Aussage. Das Ding fährt mit Strom! Der wird hauptsächlich aus Braunkohle, Radioaktivität und Erdgas gewonnen. Nur ein klitzekleiner Teil ist da „regenerativ“. as die Umweltverträglichkeit angeht, ist beim momentanen Strommix jeder kraftstoffsparende, moderne Verbrennungsmotor zu bevorzugen. Oder wollt Ihr mit einem Kernkraftwerk im Kofferraum rumfahren?

    Nix für Ungut,
    Michael

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  4. Hallo Michael,

    die Aussage, dass der Strom aus „100% regenerativer Energie“ kommt, ist offiziell von Multicity. Das zu prüfen dürfte natürlich schwierig sein. 😉 Jedoch gibt es ja auch im Privathaushalt die Möglichkeit, Tarife zu wählen, die nur mit „grünem Strom“ beliefert werden.

    Grüße
    Nick

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  5. Vor zwei Tagen, am Freitag angemeldet, im Netz alle nötigen Datenangaben geleistet und Vertragsbestätigung bekommen. Nachmittags zur BVG-Stelle am Bahnhof Zoo, ein netter Mitarbeiter nimmt Führerschein und Ausweis in Augenschein und lässt sich zwei Unterschriften von mir geben. Es könne zwei bis drei Stunden dauern mit der Freischaltung, sagt er noch. Heute, Sonntag, zwei Tage später – erster Versuch, Multicity zu nutzen. Die Smartphone-App stürzt ständig ab und ist nicht nutzbar; kein Login möglich. Skepsis. Dann eben ohne App. Im Browser ein Auto in der Nähe gefunden, Karte ans Lesegerät hinter der Frontscheibe gehalten, das Ampelsystem reagiert wie beschrieben. Nur – keine Tür geht auf. Fünf Minuten lang immer wieder versucht. Nix. Anruf bei der Hotline. Der Mitarbeiter findet mich nicht im System. Ich habe zwar schon eine Kunden-Nummer und eine Karten-Nummer, bin aber noch nicht freigeschaltet. Der Mitarbeiter behauptet, das könne schon zwei bis drei Werktage dauern, das stehe sogar seines Wissens nach in den AGB. Ich zitiere den BVG-Mitarbeiter, der sagte zwei bis drei Stunden. Tja, der Mitarbeiter kann nix machen, schiebt alles auf die BVG, die hätte nichts aufs Fax gelegt… Er sagt noch zehn Mal tut uns leid. Ihr mir auch, denke ich und breche das Vorhaben Multicity ab.

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    • Schade, dass der erste Eindruck so negativ verlaufen ist. Jedoch sollten Sie sich dadurch nicht unbedingt direkt vom Vorhaben Multicity abwenden. Es macht wirklich Spaß, mit den elektrischen Flitzern zu fahren. Ich hoffe, dass es beim nächsten Mal funktioniert. Ich hatte bisher noch keine Probleme.

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