Carsharing-Autos werden aktuell 50 bis 80 Prozent weniger gebucht als im Vorjahr. Die Unternehmen versuchen trotzdem, ihre Angebote so weit wie möglich aufrecht zu erhalten. Der Bundesverband Carsharing fordert Bund, Länder und Kommunen auf, die Branche mit gezielten Maßnahmen zu unterstützen.
Die deutsche Carsharing-Branche ist von den Auswirkungen der Corona-Krise massiv betroffen. Eine aktuelle Umfrage des Bundesverband Carsharing e.V. (bcs) unter seinen Mitgliedsunternehmen zeigt, dass die Buchungszahlen bereits im März im Schnitt um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen sind. Für April und Mai erwarten die Anbieter Buchungsrückgänge zwischen 50 und 80 Prozent. Mehr als ein Drittel der Unternehmen schätzt die langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise als existenzbedrohend ein.
„Carsharing ist neben Bus, Bahn und Fahrrad ein wichtiger Baustein für die klimaverträgliche Mobilität der Zukunft. Und das deutsche Carsharing-Angebot ist weltweit ein Vorbild in Bezug auf Marktdurchdringung und Innovationskraft. Wir müssen dafür sorgen, dass durch die Corona-Krise das Carsharing-Angebot in Deutschland nicht langfristig geschwächt wird“, sagt Gunnar Nehrke, Geschäftsführer des bcs.
Viele Carsharing-Anbieter haben bereits Kurzarbeit in erheblichem Umfang eingeführt, um Kosten zu sparen. Auch eine Reduzierung in den Fahrzeugflotten ist bei den meisten Unternehmen geplant. Doch die Stilllegung von Fahrzeugen soll möglichst nicht die Verlässlichkeit des Gesamtsystems beeinträchtigen, erklärt Nehrke:
„Viele Carsharing-Kund*innen besitzen kein eigenes Auto mehr. Sie sind auch während der Corona-Krise darauf angewiesen, dass das Carsharing verfügbar bleibt. Die Anbieter versuchen deshalb, eine Grundversorgung aufrecht zu erhalten.“
Diesem Problem sehen sich insbesondere die stationsbasierten Carsharing-Anbieter gegenüber, wie etwa stadtmobil, cambio, teilAuto oder book-n-drive. Bei diesen Anbietern besitzen in der Regel rund 80 Prozent der Kund*innen kein eigenes Auto mehr. Hier ist es besonders wichtig, dass das Carsharing als Teil der grundlegenden Mobilitätsausstattung auch in der Krise verfügbar bleibt.
bcs fordert von Bund, Ländern und Kommunen gezielte Unterstützung
Der bcs fordert von der Bundespolitik, wie auch von Ländern und Kommunen, die Carsharing-Anbieter bei der Aufrechterhaltung ihres Angebots durch konkrete Maßnahmen zu unterstützen. Vorschläge dafür gibt es bereits:
- Die Bundesländer sollen kurzfristig ein Carsharing-Programm für Kliniken, Ärzte, Pflegepersonal und weitere systemrelevante Berufsgruppen einrichten. Durch ein solches Programm könnten die betreffenden Berufsgruppen Carsharing-Fahrzeuge staatlich finanziert wochen- oder monatsweise anmieten. Dies würde zugleich helfen, die Auslastung von zurzeit kaum gebuchten Fahrzeugen teilweise zu sichern.
- Bund, Länder und Kommunen sollen zeitnah dafür sorgen, dass die eigenen Behörden und Verwaltungen öffentliche Carsharing-Angebote in Zukunft wo möglich für dienstliche Fahrten einsetzen.
- Bund und Länder sollen ein Förderprogramm ins Leben rufen, um die dienstliche Nutzung öffentlicher Carsharing-Angebote durch kommunale Verwaltungen und privatwirtschaftliche Unternehmen besonders zu fördern.
„Das Carsharing in Deutschland wurde in den vergangenen 30 Jahren ohne jede finanzielle Förderung des Staates aufgebaut. In der jetzigen Ausnahmesituation sollten Bund, Länder und Kommunen die Anbieter unterstützen, um diese Errungenschaft zu erhalten“, erklärt Nehrke.
Weitere Informationen zum Bundesverband Carsharing e.V. und zum Carsharing finden Sie auf der Homepage carsharing.de.