Eine in letzter Zeit von den Medien oft aufgegriffene Studie (von Berylls Strategy Advisors und MM Customer Strategy) wirft Carsharing vor, dem öffentlichen Nahverkehr und der Umwelt auf Dauer zu schaden. Letzte Woche hat der stationäre Carsharing-Anbieter Stadtmobil dazu bereits Stellung genommen und entsprechende Behauptungen von sich gewiesen. Man könne nicht jedes Carsharing-Angebot in einen Topf werfen, zudem haben andere Studien und Umfragen ergeben, dass Kunden von stationärem Carsharing ihr Auto auf Dauer abschaffen.
Jetzt meldet sich in einem Interview mit der WirtschaftsWoche der Free-Floating-Anbieter DriveNow zu diesem Thema zu Wort. Der DriveNow-Chef Nico Gabriel ist davon überzeugt, dass auch flexible Angebote wie DriveNow und car2go auf Dauer die Städte entlasten und das Klima schonen können.
Wenn man eigentlich mit der U-Bahn in das Zentrum fahren möchte, man dann aber doch das bequeme DriveNow-Fahrzeug nutzt, welches direkt vor der Tür steht, hat man im ersten Augenblick dem Klima geschadet. Das jedoch sei eine sehr kurzfristige Betrachtung, die dem flexiblen Carsharing nicht gerecht werde.
Viele Nutzer geben in Studien an, dass sie den öffentlichen Nahverkehr genutzt hätten, wenn es kein Carsharing gäbe. Daraus wird dann vorschnell abgeleitet, dass Carsharing dem öffentlichen Nahverkehr oder Radverkehr schadet oder ihn kannibalisiert. Laut Gabriel muss man jedoch das Gesamtsystem betrachten. Ziel sei es durch attraktives Carsharing private Fahrzeuge in der Stadt abzuschaffen, daraus ergebe sich dann automatisch eine Verringerung des Fahrtenniveaus und eine Steigerung der Nachfrage von öffentlichen Verkehrsmitteln.
Der typische DriveNow-Kunde nutzt das System zwei bis drei Mal im Monat, die Zahl der Kunden, die mehrmals pro Tag oder Woche fahren, sind sehr gering. Laut internen Umfragen haben bereits 7 Prozent der Kunden ein Fahrzeug wegen DriveNow abgeschafft, 25 Prozent verzichten darauf, ein weiteres Auto zu kaufen.
DriveNow ist seit dreieinhalb Jahren auf dem Markt, bis man sich entscheidet, auf sein eigenes Auto zu verzichten, dauert es aber meist länger. Das Thema Carsharing muss langfristig betrachtet werden, an entsprechenden Studien wird mit den Städten und Kunden bereits gearbeitet.
Quelle: Interview WirtschaftsWoche