Spotcar im Test

Seit drei Monaten ist der junge Carsharing-Anbieter Spotcar in Berlin aktiv. Zeit genug also, um die größten Kinderkrankheiten beseitigt zu haben. In unserem Test gehen wir auf die Unterschiede zu anderen Anbietern, dem Preismodell und den eingesetzten Fahrzeugen ein.

Was ist Spotcar?

Spotcar ist der neuste Carsharing-Anbieter in Berlin. Seit dem 21.08.2014 sind 100 Opel Adam in der Stadt unterwegs und können spontan angemietet werden. Spotcar ist ein Free-Floating-Carsharing, die Fahrzeuge können also überall im Geschäftsgebiet angemietet und abgestellt werden. Feste Stationen gibt es nicht. Das derzeitige Geschäftsgebiet erstreckt sich innerhalb der Berliner Ringbahn.

Damit setzt das Start-up auf das gleiche Prinzip wie die großen Konkurrenten car2go (Daimler), DriveNow (BMW) und Multicity (Citroën). Der Unterschied zu anderen Anbietern ist, dass Spotcar nicht nach gefahrenen Minuten, sondern nach zurückgelegten Kilometern abrechnet. Das soll für mehr Planungssicherheit und entspannte Fahrten sorgen.

Spotcar von außen
Spotcar von außen © carsharing-news.de

Durch verschiedene Kooperationen mit dem Autohersteller Opel wird Spotcar oft auch als „Carsharing von Opel“ bezeichnet. Das ist jedoch falsch, laut eigenen Angaben ist Spotcar völlig herstellerunabhängig und könnte jederzeit auch andere Fahrzeuge in die Flotte mit aufnehmen.

Die Fahrzeuge

Derzeit besteht die Flotte ausschließlich aus Fahrzeugen vom Typ Opel Adam. Diese sind in den Farben weiß-grün-schwarz gestaltet und machen von außen einen durchaus modernen und schicken Eindruck. Der Adam ist ein Dreitürer und bietet Platz für vier Personen. Man sitzt auf jeden Fall komfortabler als beispielsweise in einem Smart von car2go und höher als in einem Mini von DriveNow. Für den Alltag ist das Fahrzeug ausreichend und bequem, auch wenn der Kofferraum nicht für den Besuch bei IKEA geeignet ist.

Spotcar von innen
Spotcar von innen © carsharing-news.de

An der Ausstattung der Fahrzeuge gibt es nicht viel zu meckern. In allen Fahrzeugen sind Klimaanlage, Einparkhilfe und Radio mit Bluetooth-Funktion zum Telefonieren vorhanden. Der Innenraum gestaltet sich in unspektakulärem Plastik. Was direkt auffällt, sind drei Ladekabel, die aus dem Cockpit hängen. Daran kann man sein iPhone oder Smartphone mit Mini-USB-Anschluss aufladen. Leider gibt es im Fahrzeug keine Navigationsfunktion, die vorinstallierten Apps starteten in keinem der getesteten Fahrzeuge.

Praktisch: Ladekabel sind in jedem Fahrzeug vorhanden
Praktisch: Ladekabel sind in jedem Fahrzeug vorhanden © carsharing-news.de

Einen negativen Eindruck hinterließ die Sauberkeit der Fahrzeuge im Test. Drei Fahrzeuge waren sowohl von außen, wie auch von innen stark verschmutzt. Lebensmittelreste, Zeitungen, alte Strafzettel, Staub und anderer Müll von den Vormietern sorgten dafür, dass man sich im Fahrzeug nicht wohlfühlte. Die zuvor erwähnten Ladekabel waren teilweise defekt oder abgerissen. Hier besteht anscheinend Nachholbedarf bei der regelmäßigen Wartung und Reinigung der Flotte.

Adam öffne dich

Kunden von Spotcar bekommen keine Kundenkarte ausgehändigt. Der komplette Mietvorgang wird über die entsprechende App abgewickelt. Auch das Öffnen und Schließen der Fahrzeuge erfolgt über die App, man sollte also immer den Akku von seinem Smartphone im Blick haben.

Wie bei anderen Anbietern auch kann man sich über die App die freien Fahrzeuge in der Umgebung auf einer Karte anzeigen lassen. Dort ist auch das aktuelle Geschäftsgebiet erkennbar. In der Fahrzeugansicht sieht man Informationen zur Entfernung, dem Zustand und der Tankfüllung des ausgewählten Autos.

Bilder aus der Spotcar App
Bilder aus der Spotcar App © carsharing-news.de

Sofern man ein Fahrzeug anmieten möchte, kann man dieses für 15 Minuten kostenlos reservieren. Am Fahrzeug angekommen muss man die Sauberkeit prüfen und neue Schäden melden. Erst dann lässt sich das Fahrzeug über die App öffnen. Die Sauberkeit innen, oder Schäden am Innenraum, können also vor der Anmietung nicht genau geprüft werden. Der Fahrzeugschlüssel befindet sich in einer Halterung im Handschuhfach. Möchte man parken, verschließt man das Fahrzeug mit dem Fahrzeugschlüssel von außen. Dann werden 15 Cent pro Minute fällig.

Möchte man die Miete beenden, muss man den Schlüssel zurück in die Halterung stecken. Wenn man das Fahrzeug verlassen hat, kann über die App das Fahrzeug verschlossen werden. Dies hat in unserem Test nicht einwandfrei funktioniert, es waren immer mehrere Versuche nötig, um das Fahrzeug abzuschließen. Zudem gab es keine eindeutige Rückmeldung über die App, dass die Buchung korrekt beendet wurde. Erst als die Türen mechanisch verschlossen waren, haben wir uns vom Fahrzeug entfernt. Hier wäre eine eindeutige Rückmeldung in der App wünschenswert, wenn die Buchung komplett beendet wurde.

Wenige Minuten nach der Fahrt bekommt man eine E-Mail mit den wichtigsten Informationen der Miete (Strecke, Parkdauer, Preis) zugeschickt.

Preiskampf

Das Besondere an Spotcar ist das bisher einzigartige Preismodell. Im Vergleich zur direkten Konkurrenz wird nach gefahrenen Kilometern und nicht nach Minuten berechnet. Ein Kilometer kostet im normalen Tarif 69 Cent. Bei Zwischenstopps werden 15 Cent pro Minute fällig. Der große Vorteil dieser Preisstruktur liegt auf der Hand: Rote Ampeln oder Stau zum Feierabend sind keine kostspieligen Ereignisse. So kann man sich auch zum Start der Buchung Zeit lassen, die Sitzposition oder die Spiegel einzustellen. Ob sich das in der Praxis auch wirklich lohnt, haben wir nachgerechnet.

Wir sind verschiedene Strecken innerhalb Berlins gefahren und haben die gefahrenen Kilometer und die Dauer der Fahrt gemessen. Wir vergleichen Spotcar (0,69 € pro Kilometer) mit Multicity (0,28 € pro Minute), car2go (0,29 € pro Minute) und DriveNow (0,31 € pro Minute). Alle Anbieter haben Pre-Paid-Pakete im Angebot, mit denen sich der Minutenpreis reduzieren lässt. Diese werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt.

spotcar-test-preise

Spotcar war bei unseren Tests zum Großteil günstiger als die Mitbewerber. Allerdings war am Tag des Tests generell viel Verkehr auf den Straßen in Berlin, zudem gab es viele Baustellen auf der Strecke. Doch genau in diesen Fällen kann Spotcar mit der Abrechnung nach Kilometern punkten. Wenn absehbar wenig Verkehr auf den Straßen herrscht, dürfte der Anbieter Multicity die bessere Wahl sein, hier gibt es den günstigsten Minutentarif. DriveNow ist am teuersten, bietet aber auch die hochwertigsten Fahrzeuge an. Daimler bildet mit car2go das Mittelmaß.

Sonstige Gebühren: Es gibt keine monatliche Gebühr, die Anmeldung kostet regulär 29,90 Euro. Die Selbstbeteiligung bei verschuldeten Unfällen beträgt 1.000 € und ist damit relativ hoch. Wenn der Tankfüllstand unter 30% sinkt, gibt es 5 Freikilometer als Gutschrift, sofern man das Fahrzeug betankt. Selbstverständlich muss man für das Benzin kein Geld bezahlen, eine Tankkarte liegt in jedem Fahrzeug bereit.

Fazit zu Spotcar

Drei Monate nach dem Start wirkt Spotcar noch nicht ganz ausgereift. Die Anmietung ausschließlich über die App ist eine gute Idee, dauert aber teilweise zu lange. Die Fahrzeuge beim Test waren sehr schmutzig, das ist schade. Die Abrechnung nach Kilometern kann günstiger sein, vor allem wenn man weiß, dass auf der geplanten Strecke viel Verkehr herrscht. Das gibt Planungssicherheit. Einer der größten Nachteile bei Spotcar ist die derzeitige geringe Verfügbarkeit. Die Flotte und das Geschäftsgebiet sollen noch ausgebaut werden.

Sich bei Spotcar anzumelden ergibt also Sinn, denn eine Kombination mit anderen Anbietern bietet einem die größtmögliche Flexibilität.

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