Big-Data-Studie zum Free-Floating-Carsharing (FFC) in Städten: lokale verkehrliche Wirkung noch sehr gering – weltweites Umsatzpotenzial von rund 1,4 Milliarden Euro bis 2020.
Weltweit etablieren derzeit Automobilkonzerne sogenannte Free-Floating-Carsharing-Systeme in Großstädten. Schicke Kleinwagen können per Smartphone ausgeliehen werden und in einem definierten Stadtgebiet überall wieder abgestellt werden. Abgerechnet wird im Minutentakt, Spritgeld und Parkgebühren sind dabei inklusive. „Die Free-Floating-Systeme haben das Carsharing aus der Ökoecke geholt und für ein breites, pragmatisches, urbanes Milieu zugänglich gemacht“, so Stefan Weigele, Partner der Strategieberatung civity und Leiter der Studie.
Verkehrliche Relevanz der Free-Floating-Carsharing-Systeme ist sehr gering
„Spannend daran ist, dass die Systeme in den jeweiligen Städten so gut wie keine verkehrliche Relevanz haben, sie global betrachtet aber ein erhebliches Umsatzpotenzial für Daimler, BMW & Co. aufweisen“, so Stefan Weigele. Der Marktanteil der Free-Floating-Carsharing-Systeme beträgt derzeit rund 0,1 Prozent und ist daher noch vernachlässigbar. FFC löst die Verkehrsprobleme in Ballungsräumen nicht. Das Rückgrat einer stadtverträglichen Mobilität bleibt der öffentliche Verkehr sowie der Fahrrad- und Fußgängerverkehr.
Erste Big-Data-Studie zu Free-Floating-Carsharing-Systemen
Die Analysen der Berater basieren auf der Auswertung von rund 115 Millionen Datensätzen. Damit könnten weltweit rund 18 Millionen Fahrten nachgebildet und analysiert werden. „Das ist ein Novum in der empirischen Analyse urbaner Mobilitätsmärkte“, so Dr. Sascha Frohwerk, verantwortlich für das Datenmanagement rund um die Studie.
Free-Floating-Carsharing ist in hohem Maß motorisierte Bequemlichkeitsmobilität
Für besonders bemerkenswert hält Co-Autor Friedemann Brockmeyer, dass mit den Free-Floating-Fahrzeugen Mobilitätsbedürfnisse bedient werden, die häufig genauso gut mit dem öffentlichen Verkehr oder dem Fahrrad zurückgelegt werden können. Ein Großteil der Fahrten findet auf Distanzen unter fünf Kilometern, in und zwischen den Szenevierteln der Großstädte statt. Wir sprechen daher auch von der „motorisierten Bequemlichkeitsmobilität im Nahbereich“, so Friedemann Brockmeyer.
Anbietern wie Daimler und BMW gelingt es mit einem neuen Produkt, zusätzliche Erlöse zu generieren und die Mobilitätsausgaben der Kunden zu erhöhen. Den Anbietern gelingt es, ein neues Mobilitätsprodukt im Markt zu platzieren und damit das Umsatzvolumen des Mobilitätsmarktes sogar auszuweiten. „Kunden mit einer Monatskarte für den öffentlichen Verkehr in der Tasche nehmen für die eine oder andere Fahrt einen Free-Floater und zahlen dafür ein paar Euro extra“, erläutert Stefan Weigele.
Umsatzpotenzial für Free-Floating-Carsharing von bis zu 1,4 Mrd. € p. a. in 2020
In der Carsharing-Hauptstadt Berlin setzen die drei Anbieter heute rund 14 Millionen Euro um – vergleichsweise wenig im Vergleich zu den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), welche über 900 Millionen Euro umsetzen. „Spannend daran ist die globale Skalierbarkeit des Geschäftsmodells“. Für das Jahr 2020 hat civity ein Umsatzpotenzial von rund 1,4 Milliarden Euro für das Free-Floating-Carsharing ermittelt. „Die Anzahl der Systeme müsste sich dazu allerdings von heute 30 auf rund 140 nahezu verfünffachen, Preissysteme und Auslastung weiter optimiert werden. Ansatzpunkte dazu haben wir im Rahmen unserer Analysen identifiziert“, so Stefan Weigele.
Zur Studie
Im Rahmen der Big-Data-Studie „Urbane Mobilität im Umbruch?“ haben die Berater der civity Management Consultants den Free-Floating-Carsharing-Markt weltweit analysiert. Im Fokus der Studie stehen die Bewertung der verkehrlichen und ökonomischen Relevanz der FFC-Systeme und die Ableitung von Empfehlungen für die Stadt- und Verkehrsplanung, für Mobilitätsdienstleister und FFC-Anbieter. Dazu wurden weltweit über einen Zeitraum von einem Jahr rund 115 Millionen Datensätze erfasst und mehrstufig ausgewertet. Mit Hilfe dieses Datensatzes lassen sich rund 18 Millionen Anmietungen nachbilden und auswerten.
Weitere Informationen zu dieser Studie finden Sie auf der Website matters.civity.de.